Ich bin ein großer Freund von Hörbüchern, und habe mir auch unlängst ein Abo eines großes Anbieters (den muss ich nicht erwähnen, oder?) gegönnt. Da ich üblicherweise mindestens auf dem Weg von und zur Arbeit höre, komme ich auf mindestens eine Stunde am Tag. Da ist so ein 3,5-Stunden Hörbuch natürlich schnell abgefrühstückt.
Beim Stöbern durch den Onlineshop stieß ich auf zwei Giganten in Sachen Spielzeit, Sturz der Titanen und Winter der Welt von Ken Follet.
Ich hatte vor Jahren schon „Die Säulen der Erde“ gehört, und das ganze als solide, und extrem süchtig machende, Unterhaltung im Hinterkopf. Die beiden Titel sollten die ersten beiden Teile der in Entwicklung befindlichen „Jahrhundert-Trilogie“ sein, welche die Geschichte Europas (und ein wenig die der USA) im 20. Jahrhundert aus der Sicht mehrerer Familien erzählt. Klang vielversprechend und in mein Beuteschema passend, also wurden blind beide Teile in den Einkaufswagen gelegt.
Der geschichtliche Hintergrund ist in der Tat die (einzige ?) Stärke dieser beiden Machwerke. Die Protagonisten werden immer wieder in entscheidende Momente der Zeit eingewoben. als Berater von mächtigen Männern, Demonstranten, Soldaten oder Industrielle. Das wirkt nicht immer elegant oder nachvollziehbar, bietet aber viel Mehrwert aufgrund der vielen, gut recherchierten, Details, die mir zu vielem nicht bekannt waren.
Leider, und jetzt kommen wir zum Titel dieses Posts, bewegt sich das erzählerische Gesamtniveau der Geschichten unterhalb dessen einer durchschnittlichen GZSZ-Folge. Alle Frauen sind bildschön, alle Protagonisten immer Edelmütig bis zum Erbrechen oder eindeutig Selbstsüchtig und falsch. Die gesamte Story wirkt wie aus einem Baukasten zusammengeschustert, dessen einzelne Puzzle-stücke man schon allzu oft in Fingern hatte. Natürlich kommt eine gute Geschichte nicht umhin den Zufall mitunter ein wenig zu beugen, aber was Follet hier veranstaltet wirkt teilweise schon fast lächerlich absurd.
Mit ein paar simplen Faustregeln lässt sich das Geschehen mit annähernd 100%iger Sicherheit vorhersagen:
- Treffen ein Mann und eine Frau aufeinander haben sie Sex. Ungeachtet davon ob derlei Situation auf den vorhergehenden 100 Seiten schon 50x geschehen ist.
- Trifft eine Person auf eine andere Person, die mit mehr als einem Satz beschrieben wird, handelt es sich definitiv um eine andere Hauptperson. Wie unsinnig das in der jeweiligen Situation auch sein mag.
- Wird dem Leser suggeriert eine vorher als „schlecht“ eingeführte Situation tue etwas Gutes wird sich später herausstellen dass es in Wahrheit etwas Schlechtes oder gar Hinterhältiges war.
- Obige Regel lässt sich für „die Guten“ umdrehen und ist ebenso wahr.
Nachdem ich diese stundenlange Tortour überstanden hatte, fühle ich mich regelrecht verarscht. Es kam mir grade unverschämt vor, wie man seinen Lesern (oder Hörern) ernsthaft so etwas servieren kann, und auch noch glaubt dass man damit durchkommt.
Kinder, lasst die Finger davon:
Es ist wie mit Zigaretten:Man weiß dass sie scheiße sind, kann aber trotzdem nicht aufhören!
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